Curriculum „Risikokommunikation und Interessenkonflikte“

Hintergrund

 

Die Kommunikation zwischen ÄrztInnen und PatientInnen ist dann besonders wichtig, wenn mehrere Behandlungsoptionen möglich sind und eine Beratung im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung stattfinden soll. Doch gerade dann, wenn mehrere Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, kommen Interessenkonflikte bezüglich der verschiedenen Optionen besonders zum Tragen. In der Aus- und Weiterbildung von Medizin-Studierenden werden Interessenkonflikte bislang sehr wenig berücksichtigt, obwohl die Studierenden schon früh in Kontakt mit pharmazeutischen Unternehmen kommen. Eine Befragung von Medizin-Studierenden in Deutschland ergab, dass sich diese nicht adäquat auf den Umgang mit pharmazeutischen Unternehmen vorbereitet fühlen und sich Lehre zu diesem Thema wünschen (Lieb & Koch, 2013; Lieb & Koch, 2014).

Aufbauend auf diesen Punkten wurde im durch die Volkswagen Stiftung geförderten Forschungsprojekt „Interaction of conflicts of interest and deficits in risk-communication: influence on patient counseling and decision making“ unter Prof. Jana Jünger und Prof. Klaus Lieb mit Standorten in Heidelberg und Mainz ein Curriculum auf Basis einer ausführlichen Literaturrecherche (Weisskircher et al., 2017) entwickelt und dessen Effektivität bezüglich Risikokommunikationskompetenz, Einstellungen (Skeptizismus), Verhalten (Situational Judgment Test) und Wissen zu Interessenkonflikten in einer randomisiert kontrollierten Studie gezeigt (Koch et al., 2019, in press).

Inhalte des Curriculums

 

Das Curriculum umfasst frontale Wissensvermittlung, praktische Übungen sowie die praktische Anwendung des Gelernten in Rollenspielen zu den Themen Risikokommunikation, Interessenkonflikte und Statistik. Es wird besonderen Wert auf die finale Integration dieser Themen gelegt.

Es liegt derzeit in zwei Versionen vor:

Curriculum Version A umfasst einen etwa 15 Stunden umfassenden Lehrplan. Dieses Curriculum wurde im Forschungsprojekt in einer randomisiert kontrollierten Studie hinsichtlich der Effektivität überprüft und kann beispielsweise als Wochenend-Blockveranstaltung unterrichtet werden.

Curriculum Version B ist eine auf etwa 7 Stunden reduzierte Version des ursprünglich entwickelten Lehrplans. Es wird in dieser Form derzeit an der Universitätsmedizin Mainz im Rahmen des Kurses „Evidenzbasierte Medizin“ unterrichtet und eignet sich beispielsweise als Teil einer einwöchigen Blockveranstaltung.

Gerne kann sowohl das gesamte Curriculum als auch einzelne Materialien für eigene Unterrichtszwecke genutzt werden. Sollten Sie Fragen zu den Inhalten oder Anfragen für bearbeitbare Versionen des Materials haben, wenden Sie sich bitte an Marlene Stoll. Wir freuen uns auch über sämtliche Rückmeldungen, Anregungen und Hinweise auf Fehlerteufel.

 

Curriculum A (ca. 15 h):

 

Inhalt Material
Tag 1
Einführung: Curriculum
Einführung: Risikokommunikation
Einführung: Interessenkonflikte
Grundlagen Statistik – Screening
Best Practice Risikokommunikation:

Erstellen einer Faktenbox

  • PowerPoint-Präsentation „Erstellung einer Faktenbox“
  • Arbeitsblatt „Faktenbox Eierstockkrebs“
  • Studie: Buys S et al. Effect of Screening on Ovarian Cancer Mortality. The Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Randomized Controlled Trial. Journal of the American Medical Association (JAMA), 2011, Vol 305; 22:2295-2303
Tag 2
Grundlagen Statistik – Behandlung / Therapie
Psychologische Aspekte von Interessenkonflikten
Darstellung von wissenschaftlichen Informationen
  • PowerPoint-Präsentation „Bias in der Darstellung von Informationen“
  • Fallbeschreibung Nalmefen a: Kretzschmar A. Neue Wege aus der Alkoholabhängigkeit, Medizin Aktuell, 2014
  • Fallbeschreibung Nalmefen b: Ujeyl M. Nalmefen zur Reduktion des Alkoholkonsums bei Alkholabhängigkeit. Arzneiverordnung in der Praxis. 2015, Bnd. 42;4:165-169
Risikokommunikation und partizipative

Entscheidungsfindung (+Rollenspiel)

Rollenspiel
Minimierung der Beeinflussung durch

Interessenkonflikte

Tag 3
Fallvorbereitung
Einführung SimulationspatientInnen-Gespräch
Gespräch 1 und 2
Gespräch 3 und 4

 

 

Curriculum B (ca. 7h):

 

Inhalt Material
Tag 1
Einführung: Risikokommunikation
Einführung: Interessenkonflikte und Bias
Best Practice: Risikokommunikation: Erstellung

einer Faktenbox

Tag 2
Risikokommunikation: Vertiefung und Rollenspiel
Tag 3
Psychologische Aspekte von Interessenkonflikten
Darstellung von wissenschaftlichen Informationen
  • PowerPoint-Präsentation „Bias in der Darstellung von Informationen“
  • Fallvignetten (je: 1x verzerrte Darstellung, 1x wissenschaftliche Studie mit Interessenkonflikten, 1x „unabhängige“ Betrachtung der Studie, Dozenteninformation)
    • Nalmefen (Selincro ®)
      • Dozenteninformation
      • Van den Brink W et al. Long-term efficacy, tolerability and safety of nalmefene as-needed in patients with alcohol dependence: A 1-year, randomised controlled study. Journal of Psychopharmacology, 2014;28(8):733-744 (Selincro original)
      • Ujeyl M. Nalmefen zur Reduktion des Alkoholkonsums bei Alkoholabhängigkeit. Arzneiverordnung in der Praxis. 2015, Bnd. 42;4:165-169 (Selincro unabhängig)
      • Kretzschmar A. Neue Wege aus der Alkoholabhängigkeit, Medizin Aktuell, 2014 (Selincro verzerrt)
    • Silexan (Lasea ®)
      • Dozenteninformation
      • Woelk H, Schläfke S. A multi-center, double-blind, randomised study of the Lavender oil preparation Silexan in comparison to Lorazepam for generalized anxiety disorder. 2010, Phytomedicine 17:84-99 (Lasea original)
      • Kasper et al. Silexan, an orally administered Lavandula oil preparation, is effective in the treatment of ’subsyndromal‘ anxiety disorder: a randomized, double-blind, placebo controlled trial. 2010, International Clinical Psychopharmacology, 25:277-287 (Lasea original)
      • Brüning E. Lavendelöl (Lasea) gegen Angst? 2011, Arznei-Telegramm 42;3:31-32 (Lasea unabhängig)
      • Aus einem Flyer der Fa. Schwabe, gerichtet an ÄrztInnen (Lasea verzerrt)
    • Pasta
      • Dozenteninformation
      • Chiavaroli L et al. Effect of pasta in the context of low-glycaemic index dietary patterns on body weight and markers of adiposity: a systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials in adults. 2018, BMJ Open (Pasta original)
      • Lee SM. Those Studies About Pasta Being Good For You? Some Are Paid For By Barilla. BuzzFeed, April 19, 2018. Online verfügbar über diesem Link (Stand: 14.01.2020) (Pasta unabhängig)
      • Rose K. Research study agrees with us- pasta is not so bad after all. Food24, April 06, 2018. Online verfügbar unter diesem Link (Stand: 14.01.2020) (Pasta verzerrt)
      • Monaco K. Pasta Not So Bad for Waistline After All. May aid in weight loss as part of overall low-glycemic diet. MedPage Today, April 04, 2018. Online verfügbar unter diesem Link (Stand: 14.01.2020) (Pasta verzerrt)
Minimierung der Beeinflussung durch Interessenkonflikte
Tag 4
Fallvorbereitung
Besprechen der Fälle
Einführung SimulationspatientInnen-Gespräch
Gespräch 1 und 2
Gespräch 3 und 4

 

 

 

 

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